Der Kinderreport 2021 des Kinderhilfswerks, welcher letzte Woche veröffentlicht wurde, zeigt ganz deutlich: Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in der digitalen Welt. Der starke Anstieg im vergangenen Jahr hat vor allem mit der Corona-Pandemie zu tun, aber die Tendenz zeichnet sich seit Jahren ab und ist das Resultat aus einer fortschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft. In Zeiten geschlossener Spiel- und Sportstätten verlagern viele Kinder und Jugendliche ihren Spieltrieb in die digitale Welt, in der aktuell auch das Lernen stattfindet, die Kommunikation mit Gleichgesinnten und diverse Unterhaltungsmöglichkeiten. 
War bereits vor Corona die Rede von Adipositas, Diabetes Typ 2 oder  Haltungsschäden im Kindes- und Jugendalter, so hat sich nun die Lage  massiv verschärft. Ingo Froböse, Professor an der Deutschen  Sporthochschule Köln, bezeichnet die aktuelle Situation eine  Bewegungsmangel-Pandemie mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit  unserer Kinder. Nicht nur die körperlichen Beeinträchtigungen, sondern  auch psychische Leiden machen sich bereits heute bemerkbar. So spricht  der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tübingen, Prof. Tobias  Renner, von einer Verschärfung der Versorgungslage in seinem Haus und  einer Warteliste, auf der sich 100 Personen befinden, die bis zu einem  Jahr auf einen Therapieplatz warten müssen. Zwar ist es aller Ehren  wert, dass so viele Vereine und ihre Ehrenamtlichen seit Monaten  digitale Sportangebote zur Verfügung stellen und damit sehr gut im Kampf  gegen den Bewegungsmangel aufgestellt sind - ohne ihr Engagement wären  die Folgen gravierender! Jedoch fehlen beim digitalen Sport die so  wichtigen sozialen Kontakte, das gemeinsame Lachen, das Verschmerzen von  Niederlagen und das Einfahren von Siegen oder auch nur die  Gesprächsrunden nach dem Training. Mannschaftssport kann aktuell  überhaupt nicht oder nur begrenzt stattfinden.
  Deshalb unterstütze  ich die Initiative „Bewegt euch“, die u.a. von Lisa Federle, Mitglied  der CDU Kreistagsfraktion, ins Leben gerufen wurde und schließe mich ihr  an, wenn sie sagt: „Kinder sind das Wertvollste was wir haben und so  sollten wir sie auch behandeln! Sportplatz statt PlayStation“. Mein  Appell geht an das Kultusministerium: Es ist an der Zeit, Vereine – und  auch kulturelle Einrichtungen – zu öffnen! Tun Sie alles dafür, dass die  Situation gerade für Kinder und Jugendliche erträglicher wird.
  
  Erika Dürr